Bilder ernten
… Die Malerei beginnt bei Sibylle Gröne lange vor dem malerischen Akt selbst mit dem Auffinden der Farbe in natürlichen Substanzen und Materialien. Die Farbigkeit von Aschen, zermahlenen Steinen, unterschiedlichen Arten von Erde oder Holzkohle bilden Ausgangspunkte nuancierter farblicher Recherchen. Diese den Materialien innenwohnende Farbigkeit bildet im Umfeld der Künstlerin bisweilen eine Art Milieu aus; sie erreicht eine gewisse, für Sibylle Grönes künstlerischen Prozess fundamentale qualitative Dichte. Setzt dies eine spezifische Konzentration der Künstlerin auf ein solches Farbvorkommen voraus, das sie insofern überall aufzufinden vermag, so formiert sich diese Qualität in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld, d.h. vor allem in ihren Wohnräumen und im Atelier. Als Besucher muss man das nicht unmittelbar wahrnehmen, denn es handelt sich dabei keineswegs um eine Inszenierung oder Installation. Es geht vielmehr darum, dass die Farben, mit denen sie arbeitet und die sie zum Teil selbst entwickelt, im täglichen Leben der Künstlerin präsent sind. So hat jede Farbe für Sibylle Gröne eine Geschichte. Bevor die Farbe Bild wird, besitzt sie einen anderen stofflichen Zustand und zeigt sich in einer anderen materiellen Form. …
Thomas Janzen
Kunsthistoriker und Kunstpädagoge, Krefeld